Hallo Stefan, Über der CoBra (COmputer BRAsov) kann Ich detailiertere Informationen liefern - sie wurden in meiner Heimstadt Brasov (Kronstadt) bei ITCI entworfen - selbst ein paar gebaut. Eigentlich war es ein Lehrer beim Informatik-Lyzeum, Vasile Prodan, der den ersten Spectrumklonenprototyp gebaut hat - wenn Ich mich recht erinnere um 1984. Danach wurde er von ITCI übernommen - mitsamt dem Verfasser - und die Cobra wurde gebohren. 1988 war sie schon ganz gereift - man hatte Ihr eine Floppyschnittstelle eingebaut und CP/M adaptiert. Die einzige Schwachstellen waren die Spannungsversorgung und die 4116 (RU3) Speicherbausteine, weil sie 3 Spannungen benötigten. Die Einschaltsequenz (erst -5V und dann +5V und +12V) funzte nicht immer - dann waren die 4116 im Eimer und mußte sie wechseln. Später wurden sie durch 4516 (RU6) ersetzt. Als man 4164 (RU5G) fand, hat man die 3 Bänke 4116/4516 des "Normal"speichers mit einem Bank 4164 ersetzt und die RAM-Adressierung modifiziert. Mit einer anderen Modifikation hab Ich mit 8kB davon den Videospeicher geshadowt, um beim Lesen nicht mehr Wait-states einfügen zu müssen - leider wurde so die Kompatibilität zum Originalspectrum eingebußt, die Laufzeiten waren nicht mehr identisch - bei einigen zeitkritischen Spielen wurde es merklich. Beim ROM wurden meistens 9 2716 (RF2 oder RF5) EPROM´s eingebaut. Einer enthielt den Bootcode und die anderen 8 den SpectrumBASIC. Später wurden 27128, 27256 oder sogar 27512 genutzt - wenn findbar. Ich selbst hab mal den CP/M in einem 27512 (2kB BOOT + CP/M in einer 16kB Sektion, original SpectrumBASIC, modifiziertes BASIC mit Floppy-unterstützung und OPUS) gebrannt (mit einem EPROM-Brenner der speziell für die Expansion-Schnittstelle der Cobra von ITCI entworfen und in ganz geringen Stückzahlen gebaut wurde - Ich glaube das es die Schaltpläne noch gibt, sicher noch das Programm mit Sourcen) um nicht mehr von der Floppy zu laden - mehr Platz darauf und man mußte sie nicht Bootfähig formattieren. Die Original CP/M Bootdiskette war "Kopiergeschützt" - mit 4kB Sektoren auf die Pisten 1+2 (Doppelseitig). Man konnte sie nicht mit den gewöhnlichen Diskkopierprogrammen (DIP) kopieren. Da die Disketten nicht gerade Fiabilitätsmonster waren reichte die einzige Bootdiskette - ganz schwer Beschaffen - bald im Eimer. Da mußte der Disassembler raus, Bootprom modifizert um "normale" 512 Bytes Sektoren zu laden, und die 4kB Boot Sektoren auf einer Standardformattierten Diskette kopiert. Leider hatten die Softwaremänner eine weitere "Kopierschutzmaßnahme" im CP/M-kode selbst eingebaut der ein 4kB Sektor auf der Diskette erwartete - die letzte Hürde mit dem Debugger erklommen - und voila, da funzte es auch von normal kopierfähigen Disketten - keine Bitten mehr für eine neue Spezialdiskette. Man unterstützte auch Disketten mit 8 oder 10 Sektoren pro Piste also 320/400kB (40Tracks) und 800kB (80Tracks) für DS/DD - aber nur für 5,25" Laufwerke. Weitere Formate waren 157kB (35Tracks) und 180kB (40Tracks) für ältere SS/DD 5,25" Laufwerke. 3,5" Laufwerke hab ich vor 1990 nicht gesehen, da waren die 5,25" schon ganz schwer beschaffbar. Bei den 8" waren die Kapazitäten ganz anders - eigentlich war nur die 250kB (77Tracks á 26Sektors á 128Bytes) SS/SD in CP/M für alte Laufwerke unterstützt - nur ein einziger Freund hatte sich so ein Laufwerk beschaffen - er hatte Probleme mit dem Synkronmotor der auf Netzspannung läufte weil die Frequenz des Netzes stark schwankte. Wir machten Witze daß er verschiedene Disketten für morgens mittags und abends brauchte, damit er seine Daten noch lesen/schreiben konnte. Soweit Ich mich erinnere, wurde die Cobra in recht kleinen Stückzahlen bei der Elektronenrechnerfabrik (ICE) in Bucuresti (wo auch die HC serie) gefertigt (wurde). Für den Normalsterblichen wurde Sie auf den Schwarzmarkt erworben, weil man unter den Kommies keinen Rechner als Privatperson kaufen konnte - die CIPs und JETs wurden nach 1989 gebaut und komerzialisiert und generell als minderwertiger eingestuft. Von allen Entwürfen war die Cobra die flexibelste und nachbausicherste Klone und die Schaltung und Platine war recht optimiert und elegant für ihre Zeit (1996-1997). Leider wurde sie nach 1989 nicht komerziell verfügbar - sie wurde von einem Forschungsinstitut, der keine eigene Produktion hatte, (nur mit Bauteilen die in Rumänien, wenn nötig auch im Ostblock, produziert wurden) entwickelt und einer anderen Fabrik, die ihre eigenen Produkte hatte (HC), eigentlich gebaut und die Konkurenz von el Cheapo HC90+, CIP und JET war zu groß - diese wurden schon mit moderneren (viel geringere Zahl von) Bauteilen aus dem Westen bestückt. Meistens kaufte man die Platine und Basteine von den Studentenheimen aus Bukarest - Regie - davon wohl die Annahme daß man sie als DIY-Kit bekam. Da mußte man die richtigen "Beziehungen" haben um an sie ranzukommen, weil sie eigentlich aus der Fabrik geklaut waren und die Miliz manchmal Razzien veranstaltete. Meistens wurde die Cobraplatine in ein HC85-Gehäuse eingebaut da die Originalgehäuse nur sehr selten und schwer beschaffbar waren. Es zirkulierte ein Witz (und da bin Ich nicht ganz sicher daß er falsch war) das mehrere Cobras in der Regie (Studentenheime) gebaut wurden als in der Fabrik. Ich besitze noch die Originaldokumentation mit Schaltplänen und auch ein paar Platinen (eins oder zwei nicht ganz Bestückt) auch die vom Huckepack-FDC, warscheinlich sogar ein Originalgehäuse mit Tastatur. Hab seit über 10 Jahren nicht mehr damit gespielt. Fehler betreffend aMIC und PRAE - sie waren keine Klonen (jedenfalls sicher nicht vom Spectrum) sonder selbst entwickelt - hatten BASIC Interpreter eingebaut (wenigstens aMIC). Sie hatten ein monochromes grafisches Display mit 256x256 pixel, ROM 2-16kB, RAM 16-48kB. aMIC (bei der Politechnischen Hochschule in Bucuresti und ITCI Timisoara entwickelt) wurde auch in Timisoara bei der Speicherfabrik (die eigentlich Ferritspeicher für die FELIX Großrechner früher herstellten und später die TIM-S) gebaut (1983-84) bevor man die Produktion einsetzte. Da gab es auch ein HC88 (gleiches Gehäuse wie 85 - soweit Ich mich errinere), das zusätzlich CP/M konnte. 1990 gab es ein Buch von Herr Panescu über TIM-S Plus (mit 3x64kB RAM, 16/64kB VideoRAM, und 2kB oder 16kB EPROM) das mit Spectrum 48 bis +3 kompatibel war und zusätzlich CP/M konnte. Einige Modelle des TIM-S(+), mit Z80B, hatten zwei Geschwindigkeiten: traditionelles 3,5MHz und 6MHz Turbo - umschaltbar im Rennmodus (softwaremäßig und manuell). Die Photos mit den microTim(+)´s scheinen mir frühe Versuche vom TIM-S - Sie hatten sich wohl noch nicht auf einem Namen geeinigt (datatim, microTIM oder was immer) - die Platine vom microTim+ sieht sehr nach einem klassischen TIM-S (mit 64kB SystemRAM - davon 8kB shadow VideoRAM - die 16kB-physich / 8kB benutzt VideoRAM wurde nur beschrieben - und 8x2kB EPROM) aus. Komerziell wurde wohl nur der Name TIM-S benutzt. Hab noch einige Bücher über aMIC (1985), TIM-S+ (1990) und HC85 (1990) herumliegen, für die ersten beiden auch Schaltpläne die in den Büchern veröffentlicht wurden. Für TIM-S+ gibt es sogar das Listing von CP/M. Außerdem gab es noch einen Rechner L/B 881 mit 8080 der von einigen Funkamateuren (LixCo http://www.adcon.ro/en/about/) in den frühen ´80-ern entworfen/gebaut wurde, aber die waren sehr selten (richtig Homemade) - vieleicht ein paar Dutzend insgesamt. Beste Grüße, Bogdan Hallo Stefan, gern geschehen. Hat mir Vergnügen gemacht mich an die "guten" alten Jahre zu erinnern. Glaube auch daß man korrekte Informationen für die Zukunft diesbezüglich behalten sollte. Auch war es ein (hoffentlich) guter Versuch mich in Deutsch auszudrücken - meistens hab Ich nur zu Lesen oder Anhören. Da war Ich ein bischen enttaüscht über den ganzen Unsinn der über die rumänischen Homecomputer (wenn man sie so nennen konnte, weil keine Privatperson sie) vor 1990 (ofiziell erwerben konnte) geschrieben wurde. Es gibt fast keine Informationen darüber, und wenn es welche gibt, dann meistens falsche - z.B. aMIC, PRAE waren nicht Spectrumklonen. Außer HC85 und 88, TIM-S und CoBra gab es nichts vor 1990 das man als Spektrumklone taufen konnte und man fand sie nur in ganz limitierten Zahlen in Schulen, staatliche Jugendorganisationen usw. fast nie in Privatbesitz - und dann nur vom Schwarzmarkt. Als Ich ´87 zur Hochschule ging, gab es im Laboratorium ein PRAE (den Ich mal ganz kurz ansehen konnte), ein M118 (8080 CP/M) und im Zimmer des Professors - wo kein Student reindurfte - eine PC-XT Klone. Vorher, im Gymnasium, hatte ich mal, in der Fabrik bei der mein Vater arbeitete, zugang bei einem CUB-Z (Z80 CP/M) und Independent (PDP11 Klone, 1MB RAM, 20GB Festplattenblock - das große 1 Kubikmeter Ding - und sogar ein A0 Kovo Plotter - mit 16 Terminals). Aber das ging nur wenn man da nicht arbeiten mußte. Wenn der Independent bei speicherhungrigen CAD-Programmen eingesetzt wurde, schaltete man alle Konsolen außer einer ab, weil sonst der Speicher nicht ausreichte. Dann hab Ich mir eingesprochern das es so nicht weiter ging und baute mir die erste CoBra in ´88. Das schwerste war mit der Inbetriebnahme nachdem Ich alle Bausteine eingelötet hatte, weil die RAM-Timings ein bischen kritisch waren. Außerdem waren die Platinen von recht schlechter Qualität und es gab Unterbrechungen oder Kurzschlüsse. Nach ein paar Tagen herumfummeln mit einem Osziloskop, nichts damit erreichend, ging Ich bei der ITCI - die eigentlich im Hochschulgebäude unterbracht war - und bat um Hilfe. Der damalige HW-Guru, den Ich vorher nicht persönlich kannte, aber dem Ich von einer "influenten" Person vorgestellt wurde, war nicht besonders zuvorkommend. Er willigte nur ein es selbst zu machen und mich mal später nachschauen zu lassen. Aber so lernt man nichts selbst. Schließlich konnte Ich eine kleine Information aus ihm herausholen: man mußte mit dem Clockgenerator anfangen und den ganzen Zählerblock der den Videosignalgenerator steuerte nachgehen - und das ohne Oszi sondern mit einem S/W-Monitor den man, mit den Sinkrosignalen am Testobjekt angeschloßen, als Sonde "mißbrauchte" und so die ganzen Signale verfolgen konnte. Nach ein Paar Tagen und mit gründlicher Schaltungsanalyse ging es dem Erfolg zu. Um den eigentlichen Prozessorteil zu "debuggen" war es sehr hilfreich ohne ein eingebautes EPROM zu arbeiten: weil der Datenbus so FFh (NOP) war, zählte der Adressbus der CPU nach dem Reset schön im Ring bis FFFFh hinauf und dann konnte man eventuelle Kurzschlüsse leicht finden. Nachdem konnte man ein Test-EPROM einsetzen mit dem es leichter war RAM-Probleme zu finden. Alles in allem hatte es viel mehr Spaß gemacht und es war wissenserweiternder das ganze selbst zu machen. Ja, Ich lebe noch in Rumänien und arbeite bei meinem eigenen 1-Mann Privatbetrieb. Leider kann Ich nichts viel darüber sagen was nach dem Anfang ´90-ern mit den 8bit-ern passiert ist. Mitte ´91 bastelte Ich mir schon den esten ´286-er und mein Interesse für die alten war schlagartig vergangen. Die JET´s waren von Electromagnetica (die Telefonapparatur baute) schnell zusammengebastelt um auf dem Markt aufzutauchen. Das Geschäft war recht lukrativ weil eine Spectrumclone für ungefähr 12.000-15.000 lei (so um die 400-500USD) verkauft wurde - so ungefähr 5-6 Monatsmittellöhne. Für die Bausteine und das HC Gehäuse+Tastatur zahlte man auf dem Schwarzmarkt ´88-89 um die 5000 lei und man verkaufte das Ding (inklusive Stromversorgung) um die 10.000 lei. Electronica (die Radios, Kasettengeräte, Verstärker, Fernseher u.ä. baute) sprang mit den CIP´s heraus. Aber die JET´s und CIP´s waren mindererer Qualität. Die einzigen die mithielten waren wohl ICE Felix mit ihren neueren HC´s. ´91 wurden die Preise so um die 30% gesenkt, weil die Konkurenz größer wurde. Auch russische Klonen tauchten auf (Viktor oder so was ähnliches). Trotzdem konnten sich nicht viele einen Homecomputer leisten. Preise aus Herr Panescu´s ´90-er TIM-S+ Buch: Variante 201 (mit 2x5,25" Floppylaufwerken, Kasettenlaufwerk, S/W-Monitor und Doku´s) 135.800 lei Variante 202 (mit 2x5,25" Floppylaufwerken, Kasettenlaufwerk, RGB-Monitor und Doku´s) 171.500 lei Variante 211 (mit 2x5,25" Floppylaufwerken, Kasettenlaufwerk, S/W-Monitor, 80Char Drucker und Doku´s) 171.500 lei Variante 202 (mit 2x5,25" Floppylaufwerken, Kasettenlaufwerk, RGB-Monitor, 80Char Drucker und Doku´s) 223.500 lei Variante 211 (mit 2x5,25" Floppylaufwerken, Kasettenlaufwerk, S/W-Monitor, 132Char Drucker und Doku´s) 287.000 lei Variante 202 (mit 2x5,25" Floppylaufwerken, Kasettenlaufwerk, RGB-Monitor, 132Char Drucker und Doku´s) da fehlt der Preis Da würde sich wohl kaum einer leisten ein TIM-S (mit einer einigermaßen dezenten Konfiguration) als Privatperson zu kaufen. Ich glaube das fast keine TIM-S´s es auf den Markt nach ´90 geschafft haben. Vor 2 Jahren versuchte jemand für 600USD TIM-S´s zu erwerben, weiß nicht ob er Erfolg hatte. Die meisten waren wohl an Staatsbetriebe verkauft worden. Ein importierter ´286-er (mit damals typischen 1MB RAM und 20MB HDD) wurde ´90 mit ungefahr 600.000 lei verkauft. Das konnten sich nur Staatsbetriebe leisten. So wurden einige Privatbetriebe - damals konnten es sich fast nur die "Alten" leisten eins zu gründen, die es auch vorher in der Parteistrukturen gut hatten - ganz groß über Nacht. Es folgten ein paar Jahre in der die Staatsbetriebe bewußt in dem Ruin getrieben wurden - um sie danach billig von den "neuen" Privaten einzukaufen. Und schon waren wir im Kapitalismus... in dem sich die Zentralfiguren der alten zweiten Garde der "originellen Demokratie" widmeten, die hierzulande seitdem herrscht. Ein ´386-er war bis ´93 der heilige Graal. Ich glaube ´92 auf den ersten gearbeitet zu haben. Erst gegen ´97-´98 normalisierten sich die Preise ungefähr auf westlichem Niveau. Die CoBra´s waren insgesamt am wenigsten verbreitet , trotz der höchsten flexibilität und kompatibilität - die sie am populärsten vor ´90 machten, wenigstens für die die es sich leisten konnten. Die meisten wurden vor ´90 auf dem Schwarzmarkt erworben. Ich glaube nicht das sie über 1000 insgesamt waren. Die meisten wohl in HC85-Gehäuse, von Entusiasten zusammengebastelt. Aber diese haben sich wohl auch am Stand der Technik angepasst und sie wohl weggeworfen. Wenn Ich in meinem alten Krempel rumstöbere könnte Ich vielleicht mal genug Teile finden um ´ne CoBra wieder zusammenzubasteln. Platinen und die meisten Bauteile (die waren ja sowieso Standard-TTL) liegen sicher noch herum. Schwieriger wird es bei Original-Gehäuse und -Tastatur. Ich konnte damals nur eins besorgen. Die Originalstromversorgung war von den Selbstbastlern nie gebraucht - mich eingeschlossen - weil sie nicht besonders gut entworfen war. Vielleicht liegt da auch ein 5,25" QD/DS (80Track) FDD mit den alten CP/M und BASIC Disketten. Muß mal nachsehen wenn´s Interesse gibt. Ich hatte ´nen Freund der eine komplette Originalversion (inlusive FDD und Original-PSU) - er war mit einem von der ITCI-Gruppe befreundet - und auch den EPROM-Programmer besaß. Leider hab Ich den Kontakt verloren. Hoffentlich konnte Ich dir dir ungefähre Lage in den genannten Jahren erklären um dir ein klareres Bild zu schaffen.